Was ist Kinder- und Jugendlichenanalyse?
Die
Kinderanalyse geht, wie die Psychoanalyse überhaupt, davon aus, dass den beobachtbaren psychischen Problemen eines Kindes unbewusste Konflikte und Interaktionsmuster zugrunde liegen, die das Kind
an einer adäquaten Bewältigung der jeweils altersspezifisch notwendigen Entwicklungsaufgaben hindern.
In der
analytischen Kinderpsychotherapie werden je nach Alter des Kindes spieltherapeutische Verfahren angewendet. Das im analytischen Prozess sich über einen längeren Zeitraum entwickelnde freie
Spiel des Kindes und sein Ausdruck über das kreative Gestalten stellt dabei ein Äquivalent zur freien Assoziation in der Psychoanalyse von Erwachsenen dar. Sowohl im Spiel, wie auch in der
Beziehungsgestaltung zum Analytiker entwirft das Kind ein immer differenzierteres Bild seiner unbewussten Beziehung zu sich selbst und zu anderen, was zu einem sich vertiefenden Verständnis
des Kindes durch den Analytiker führt. Im mitspielenden Handeln vermittelt der Kinderanalytiker dem kleinen Patient sein Verständnis der zum Ausdruck kommenden Ängste und Konflikte sowie der
hierfür gefundenen oft inadäquaten Bewältigungsversuche. Die deutenden Beiträge des Analytikers bewegen sich hierbei auf einer dem jeweiligen Alter des Kindes angemessenen Ebene des
symbolisch-anschaulichen Denkens. Entsprechend steht das Erleben, bzw. das Erleben sich durch verschiedene Interventionen verändernder Abläufe und Strukturen im Spiel und im Rahmen kreativen
Gestaltens gegenüber kognitiven Erkenntnissen im Vordergrund.
Da beim
Kind verschiedene pathogene Faktoren in seiner Umwelt, speziell im Elternhaus, noch aktuell wirksam sind, bezieht der Kinderanalytiker die Bezugspersonen des Kindes in seine Arbeit mit ein. In
regelmäßigen Sitzungen werden auf das Kind wirkende familiäre Beziehungskonflikte und unbewusste Einstellungen der Eltern zum Kind analysiert, um den Eltern ein für ihr Kind weniger belastendes
Erziehungsverhalten zu ermöglichen.
In der
Jugendlichenanalyse wächst die Bedeutung verbaler Interventionen und es entsteht eine größere Nähe zur Technik der Erwachsenenanalyse. Im Unterschied zu ihr, beachtet der Analytiker hier die
real bestehenden Abhängigkeiten von den Bezugspersonen und versucht zu tiefgehende regressive Prozesse im analytischen Prozess zu vermeiden. Naturgemäß nimmt die Arbeit mit den Eltern bei
älteren Jugendlichen nur noch einen geringeren Raum ein.